Dienstag, 19. Juni 2007

Wir Deutschen werden immer reicher

Die NachDenkSeiten vom 19. Juni verweisen auf einen Bericht des manager-magazins:
"Aufschwung macht Deutsche reicher" vom 18. Juni. Daraufhin habe ich mir das genauer angesehen und zitiere:
"Der Aufschwung hat die Deutschen im vergangenen Jahr reicher gemacht. Ihr Geldvermögen erhöhte sich um 225 Milliarden oder 5 Prozent auf gut 4,5 Billionen Euro, wie die Bundesbank am Montag in ihrem Monatsbericht mitteilte. Damit hat sich das durchschnittliche Geldvermögen je Haushalt von knapp 60.000 Euro im Jahr 1991 auf 115.000 Euro nahezu verdoppelt.
Werden Immobilien und andere Sachwerte berücksichtigt, verfügte jeder Haushalt statistisch gesehen über ein Vermögen von 240.000 Euro. Nach Abzug der Schulden betrage das Reinvermögen etwa 200.000 Euro.
Die Bürger konnten ihr Vermögen nach Einschätzung der Bundesbank in erster Linie durch Sparen vermehren. `Zwei Fünftel gingen jedoch auf Bewertungsgewinne bei Aktien- und Fondsanlagen zurück´, hieß es. Deren Anteil am Geldvermögen betrage inzwischen rund 20 Prozent."

Das wird ohne jeden Kommentar und ohne Hinweis auf die tatsächliche Vermögensverteilung in Deutschland veröffentlicht (laut Armutsbericht der Bundesregierung verfügen die untersten 50 Prozent der Haushalte nur über 4 Prozent des deutschen Vermögens!). Kommentar der NachDenkSeiten:
"Für wie dumm dürfen die Bundesbanker im Durchschnitt die übergroße Mehrheit der unterdurchschnittlichen Geldvermögensbesitzer eigentlich halten?"

Nachbemerkung: Eigentlich wollte ich "Sixty Five" dieser Tage beenden und mich auf "Post aus Weimar" konzentrieren. Aber inzwischen nehmen die Unerträglichkeiten dermaßen zu, dass ich doch hin und wieder Stellung beziehen muss.

  • NachDenkSeiten
  • Sonntag, 25. Februar 2007

    Call Center



    Ein Foto aus der FAZ: Das Call Center, "die Karrierehölle unserer Zeit." Mutet das nicht wie eine "Legebatterie" an und ist das die Zukunft unserer Arbeitswelt ?

    Donnerstag, 22. Februar 2007

    Nostalgie im Musik-TV - öffentlich-rechtlich und privat

    Die Rückschau auf die 50er bis 70er Jahre macht im Fernsehen auch vor Schlager und Popmusik nicht halt. Am Freitag, 16. Februar 2007 konnte man im Direktvergleich zwischen öffentlich-rechtlichem und privatem Fernsehen die unterschiedliche Vermarktungsstrategie der Sender studieren: bei RTL lief von 21.15 bis 23.00 Uhr die "ultimative Chart Show - Die erfolgreichsten Stars der 70er Jahre" in der Moderation von Oliver Geissen und der NDR zeigte als Zuschauer-Hitparade "Die schönsten Love-Songs" von 22.10 bis Mitternacht. Schon die Ankündigung im Programmheft zur RTL-Show "... T.Rex und Sweet sorgen für die passende musikalische Kulisse" sollte die interessierten Fernsehzuschauer eigentlich warnen: "Kulisse ?" Tatsächlich waren die Gruppen und ihre Musik nur Kulisse; mit ständigem nichtssagenden Hereingequatsche durch Fernsehprominenz in Einblendungen von links und rechts wurden die sowieso nur kurz angespielten Titel regelrecht zerhackt und von der Musik blieb nur "Kulisse". Da war sich auch Günther Jauch nicht zu schade, seinen 2-Sekunden-Kommentar zu liefern. Der reduzierte sich meist geistreichend und vielsagend auf Aussagen wie "Toll, wie die Jungs spielen !" oder "Dieser Titel zieht immer noch !".

    Ganz anders im NDR: Die Titel wurden komplett gespielt, die Gruppe gezeigt und, um Langeweile zu vermeiden, zwischendurch Tanzpaare zur laufenden Musik "als Kulisse eingeblendet", was dem Genuss des Hörens und Sehens keine Abbruch tat. Als ehemals selbst in der Musikerszene verwurzelt will ich die Musiker in langen Einstellungen sehen und nicht ständig durch Kameraführung und Schnitt irritiert werden. Längere Einzelaufnahmen der Musiker wechselten mit der Totalen ab, da kann man die Musiker nicht nur hören, sondern auch sehen. Dazu gekonnte Einlagen - Joja Wendt, der Mann, der auch im Liegen Klavier spielt (diesmal Gershwin´s "Rhapsody in Blue" rückwärts liegend) - und Hintergrundinformationen zu den Titeln und Kurzgespräche mit den Musikern (Foodsgarden) machten die Sendung interessant. Dazu kam eine sorgfältige Auswahl der Aufnahmen: Peter Maffey mit "Sonne in der Nacht" hat mich noch nie vom Hocker gerissen, aber immerhin mit einigem Aufmerksamkeitswert die Version unplugged zu dritt - 2 Gitarren und Perkussion - immer besser als das große Video. Musiker lieben solche Aufnahmen. Und die Stones: mit "Angie" und Blümchen an den Gitarren. Lediglich Grönemeyer kann mich nicht erwärmen, seine Texte sind immer unverständlich genuschelt, er singt nicht, sondern grönemeyert nur.

    Natürlich lassen die Konzeptionen der Sendungen auf ein verschiedenes Publikum schließen: RTL setzt offenbar auf ein junges Publikum, dem die Musik der 70er Jahre sowieso nichts mehr sagt und deshalb diese auch nicht mehr lange erträgt. Der schnelle Schnitt der Sendung ähnelt aber den zwischendurch eingeblendeten Werbeblöcken so sehr, dass kein Unterschied mehr zwischen Werbung und Sendebeitrag erkennbar wird. Beides geht nahtlos ineinander über - leider wird diese Form allzu oft angewandt und das private Fernsehen wird damit immer mehr zur Verkaufsschau. Man soll sich nur nichts vormachen: Dazu wurde es ja gegründet !

    Meine Schlussfolgerung: Wegzappen !

    Mittwoch, 14. Februar 2007

    Privatisierung öffentlicher Aufgaben

    Auf den "NachDenkSeiten" wurde ein Vortrag des Verfassungsrichters Dr. Siegfried Broß zur Privatisierung öffentlicher Aufgaben veröffentlicht, der sich mit den verfassungsrechtlichen Fragen und Folgen auseinandersetzt und die Auswirkungen auf die Handlungs- und Gestaltungsfähigkeit des Staates untersucht.

    Dr. Siegfried Broß

    Richter des Bundesverfassungsgerichts
    Honorarprofessor an der Universität Freiburg
    Vorsitzender des Präsidiums der Deutschen Sektion
    der Internationalen Juristen-Kommission

    Vortrag am 22. Januar 2007 in Stuttgart: " Privatisierung öffentlicher Aufgaben - Gefahren für die Steuerungsfähigkeit von Staaten und für das Gemeinwohl ?"

    Link:
    Vortrag Privatisierung

    Freitag, 26. Januar 2007

    Mobilität im Jahr 2025

    Für die anhaltende Diskussion über die demografische Entwicklung in Deutschland und die Folgen für den Sozialstaat möchte ich auf eine Veröffentlichung hinweisen, die in der Zeitschrift "Straßenverkehrstechnik" Nr. 1/2007 über die Zukunft der Mobilität mit Szenarien für das Jahr 2025 aufwartet. Grundlage des Artikels ist eine Studie des Instituts für Mobilitätsforschung Berlin, die in einem zusammenfassenden Vortrag von Dr. W. Hell auf dem Deutschen Straßen- und Verkehrskongress 2006 in Karlsruhe vorgestellt wurde. Es wurden erstmalig Gesamtverkehrsszenarien entwickelt, die "nicht nur übergreifend die Verkehrsträger Straße, Schiene, Luft und Wasser analysieren, sondern sowohl Personen- als auch Güterverkehr in die Betrachtung einbeziehen." Die Studie soll dazu beitragen, langfristige Entwicklungen der Mobilität darzustellen, um sich fundiert und umfassend damit auseinandersetzen zu können, d. h. auf Entscheidungs- und Umsetzungsprozesse in der Politik Einfluss nehmen zu können. Hier gibt es nach Ansicht der Autoren vor allem für Politik und Medien noch erheblichen Vermittlungsbedarf: "Denn man kann ... davon ausgehen, dass es langfristig kein Wirtschaftswachstum in Deutschland ohne eine Zunahme der Verkehrsnachfrage geben wird."

    Die Botschaft wird klarer, wenn man das Institut für Mobilitätsforschung genauer unter die Lupe nimmt. Es ist eine Forschungseinrichtung der BMW Group, die "sich zukunftsorientiert, interdisziplinär und verkehrsträgerübergreifend mit Mobilität beschäftigt, um auf zukünftige Herausforderungen hinzuweisen und isolierte oder einseitige Sichtweisen in der Diskussion des Themas aufzubrechen."

    Die Arbeit des Instituts wird begleitet von einem Kuratorium, dem neben renommierten Vertretern aus Wirtschaft und Wissenschaft auch Repräsentanten der BMW Group, der Deutschen Lufthansa AG, der Deutschen Bahn AG und der MAN AG angehören. Vorsitzender ist Prof. Dr. Peer Witten, Mitglied des Aufsichtsrates der Otto-Gruppe und Vorstandsvorsitzender der Bundesvereinigung Logistik (BVL). Da ist es natürlich, dass prognostiziert werden:
    - ein durch die demografische Entwicklung, Bevölkerungsverteilung, Veränderungen in Gesellschaft
    und Arbeit und die Einkommensentwicklung abgeschwächtes Wachstum des Personenverkehrs
    sowie Rückgang des ÖPNV,
    - eine Steigerung des Güterverkehrs von ca. 80 % bis 2025 vorrangig auf der Straße.
    Und weiter wird erklärt, dass dieser enorme Zuwachs an Straßengüterverkehr mit dem herkömmlichen Infrastrukturausbau nicht mehr beizukommen sein wird. Und nun kommen die bekannten Lösungsvorschläge wie Privatisierung des Bundesfernstraßennetzes , Vernetzung mit privaten Navigationsdiensten und - wen wundert´s - Erhöhung der zulässigen LKW-Abmessungen. Die knappen finanziellen Ressourcen der öffentlichen Hand können dann für die Instandhaltung von Straßen und Brücken investiert werden.

    Merke: Man soll die Personen hinter den Aussagen genauer in Augenschein nehmen, um zu erkennen,
    warum wann welche Informationen in die Öffentlichkeit lanciert werden.

    Die Publikation kann kostenlos bezogen werden unter institut@ifmo.de.

    Links:
    Straßenverkehrstechnik
    Institut für Mobilitätsforschung


    Freitag, 19. Januar 2007

    Fundstück

    Zum momentan alles beherrschenden Thema "Aufstand der Alten" hier eine Leserzuschrift aus "Die Welt" vom 18. Januar 2007, die als eine kurze, aber prägnante Stellungnahme eines "Alten" gelten kann:

    Alte, wollt ihr ewig leben ? Ich - 79 Jahre alt - verzichte.
    Bei Gründung der Bundesrepublik und der Verabschiedung des Grundgesetzes standen im Mittelpunkt der Mensch, die Demokratie sowie die soziale Verantwortung des Staates, der Wirtschaft und der Rechtsprechung für ihn. In den letzten 20 Jahren steht die Vermehrung des Reichtums für wenige im Mittelpunkt. Wir haben jetzt den kapitalistischen Staat, der mit absonderlichen Formulierungen das bestehende Rechtsgut unter dem Namen Reform abbaut.
    Nein, ich möchte hier nicht ewig leben.
    Walter Wasilewski
    41844 Wegberg

    Traurig, ein solches Resümee eines langen Lebens, das Krieg, Nachkriegszeit, Gründung und Entwicklung der Bundesrepublik und die Wiedervereinigung Deutschlands erlebt hat.

    Donnerstag, 18. Januar 2007

    Gier

    Weil wir gerade von Gier sprachen: Da passt ein Kommentar von Nikolaus Piper in der Süddeutschen Zeitung vom 17. Januar 2007 "Gier und Transparenz" gut dazu. Robert Nardelli, der gefeuerte Chef der amerikanischen Baumarktkette "Home Depot", schied "im gegenseitigen Einvernehmen" und bekam eine Abfindung von sage und schreibe 210 Millionen Dollar (für 6 Jahre Betriebszugehörigkeit). Dabei betrug sein Jahresgehalt bereits 38 Millionen Dollar.

    Was machen wir falsch ?